New Generation Berlin e.V. ist die Mutter der Global New Generation. Die Initiative wurde im Januar 2008 von der Künstlerin und Mutter Sonja Prinz (ausgezeichnet mit dem BerlinerFreiwilligen Pass) ins Leben gerufen und 2009 als gemeinnütziger Verein ins Vereinsregister Charlottenburg eingetragen.
Als Eltern multi-ethnischer Kinder werden wir im Alltag mit rassistisch-motivierten Vorurteilen und Angriffen konfrontiert. Offensiver Rassismus kann offensiv bekämpft werden, aber was ist mit all diesem unterschwelligen, “gut gemeinten” Rassismus. Zum Beispiel Ratschläge wie “Iss auf, denk doch an all die armen Kinder in Afrika, die nichts zu Essen bekommen”. Untermauert wird diese Ermahnung von etlichen Kindern mit Hungerbäuchen und leeren Reisschälchen, die uns aus traurigen Augen schweigend um Hilfe bitten. Die üblichen Klischees von Spendenaufrufen grosser Vereine, die damit unsere Städte plakatieren. Unsere Kinder könnten Bücher füllen von aufsichtsberechtigten Personen in deutschen Bildungsanstalten, die dunkle Hautfarbe mit mangelnder Körperhygiene gleichstellen, die die kleinen Locken unserer Kinder besonders anfällig für Ungeziefer halten, die immer noch glauben in Afrika werde afrikanisch gesprochen. In unserem täglichen Sprachgebrauch kommen Worte wie “Neger“, die “Wilden“, “dritte Welt“, die “Unterentwickelten“ vor, oder auch “Schwarz -Markt, -Fahren, -Arbeit” etc.. Wie das auf unsere schwarzen Mitmenschen wirkt wird viel zu selten hinterfragt. In unerer Hauptstadt sind Namen wie Mohrenstrasse, Dauerkolonie Togo u.ä. Normalitäten des täglichen Lebens.
Irgendwo zwischen den kulturellen Missverständnissen, dem falschen Bild vom afrikanischen Kontinent und der deutschen Bürokratie, die unseren LebenspartnerInnen das Recht auf menschenwürdige Behandlung verweigert, versuchen wir gesunde, selbstbewusste Kinder aufzuziehen. Wir finden: ES REICHT, SCHLUSS DAMIT!
Unser Anliegen ist die selbstverständliche Anerkennung aller Menschen als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft.
2008 hat es dann mit einer Gute Nacht Geschichte angefangen. “Papiere Papiere”, zusammen mit unseren Freunden und den Freunden unserer Kinder wurde es zu einem erfolgreichen Kindermusical, dass an vielen Bühnen in Berlin gespielt wurde. Die Kinder gingen in der Geschichte, die sie ja selbst geschrieben hatten, auf. Sie konnten ihre angestauten Agressionen verarbeiten und mussten lernen, diese zu filtern, in Geschichte, Tanz, Gesang und Schauspiel umzuwandeln. Sie wurden nun endlich gehört und auch bewundert für ihre Arbeit, ihr Aussehen war plötzlich von positiver Bedeutung und sie konnten den interkulturellen Dialog anregen und antreiben wo immer sie auftraten. Alles was sie in diesem einen Jahr gelernt hatten, hat sich nicht nur durch all diese aufregenden Erlebnisse vertieft, sondern wurde dann am Ende des Jahres in Form eines Hörspiels für immer festgehalten und an Familienmitglieder, Freunde und auch LehrerInnen und KlassenkameradInnen weitergegeben.
Hier gehts zum: Kinderhörspiel Trailer “Papiere, Papiere”
Uns wurde schnell klar, dass es hier um viel mehr geht als nur Theater, globales Lernen steht im Vordergrund, eurozentrische Strukturen müssen aufgebrochen werden. New Generation vermittelt in ihren Workshops wichtige geschichtliche Fakten, Sprachen, Traditionen, kulturelle und politische Bildung und das alles in einem Paket von Spass, Aufregung und Bewegung. Die Kinder merken gar nicht, dass sie lernen.
Gefördert werden sie von afrikanischen KünstlerInnen, die sie in die Sprachen, Tänze und Bräuche/Traditionen ihrer Länder einführen und auch auf die Bühne begleiten.
Das Konzept funktioniert ausgezeichnet, kein Wunder also, dass es viele andere Vereine inspiriert hat, ähnliches zu tun und kein Wunder, dass wir seitdem mindestens eine Geschichte pro Jahr mit den Kindern zusammen schreiben.
2009 ging es um die Mandinka, heraus kam das Hörspiel “Miss Wagadou”
2010 zum Gedenken an die Berliner Afrika Konferenz spielten wir “Congo Conference “,
2011 waren es die kommunistischen Beziehungen zwischen der DDR und Mosambik die zu “Moussa Al Big in der DDR”wurden.
2012 ging es um Asylpolitik und Kenia: “Otieno auf Safari kubwa”.
Zum 20 Jahre Ende der Apartheid entstand das Stück “Inkululeko, der lange Weg von Notziki”
Sprachen lernen, ohne sie anzuwenden, funktioniert nur sehr bedingt. Und den Teller leer zu essen reicht nicht aus, um Chancengleichheit auf unserem Planeten zu erreichen. Aus diesem Grund haben wir engagierten Mitmenschen in Kenia, Ghana, Gambia, Mali und Senegal geholfen, ihre eigenen Vereine zu gründen, damit auch sie in ihren Ländern viele ungerechte Situationen verbessern können. Sie sind selbstständig und eigenverantwortlich, aber doch arbeiten wir alle zusammen an der Zukunft unserer Kinder. Dazu gehören auch Austauschreisen, die das grundsätzlich falsche Bild vom „unterentwickelten“ Afrika, oder dem „superreichen“ Europa zerstören sollen, um so Grundlagen eines interkulturellen Austausches auf gleicher Augenhöhe mit gleichberechtigten Partnern zu schaffen.
Jedes Jahr schließen wir die Workshops mit dem AFRICA YOUTH DAY ab. Einer Veranstaltung, zu der wir jugendliche afrikanische KünstlerInnen einladen, nicht nur ihr Können zu präsentieren, sondern auch, um den Kindern und Jugendlichen aus Berlin und Umgebung zu zeigen wie es geht. Sie geben Tanz-, HipHop-, Break Dance-, Gesangs-, Dj-, u.a. Workshops. Außerdem fordern wir die Kinder und Jugendlichen auf, Stellung zu sozialkritischen Themen zu nehmen. Sie lernen, ihre eigenen Diskussionen in verschiedenen Sprachen zu führen.